PINA BAUSCH TANZT NICHT MEHR
30. Juni 2009 Ihr Tod kommt wie ein Schock für die Tanzwelt. Niemand außerhalb des
engsten Kreises von Pina Bausch wusste von ihrer schweren Erkrankung. Zwar sah die
schmale Frau mit dem streng zurückgekämmten Haar seit vielen Jahren schon sehr
zerbrechlich aus, wenn sie in ihren großen Herrenanzügen zum Applaus vor das Publikum
trat, aber alle hielten das für die sehnige Durchtrainiertheit einer Tänzerin. Jetzt ist Philippine
Bausch, von aller Welt nur mit zärtlicher Verehrung Pina genannt, vollkommen überraschend
gestorben. Vor noch nicht einmal drei Wochen feierte sie im Wuppertaler Opernhaus die
Premiere ihres alljährlichen neuen Stückes, und mit diesem Stück schien sie nach vielen
Jahren einen neuen Weg einzuschlagen.
Es gibt zahlreiche Fotografien von der 1940 als Tochter von Wirtsleuten in Solingen
geborenen Tänzerin, die ihre jugendliche Schönheit bezeugen, von der ihre Züge noch im
Alter beredten Ausdruck gaben. Pina Bausch begann zwar mit fünfzehn Jahren ihre
tänzerische Ausbildung an der Folkwangschule in Essen, aber sie hatte die Aura einer großen
klassischen Ballerina. Ihre Augen blickten halb streng, halb melancholisch. Wie begabt sie
tänzerisch war, bewies die Tatsache, dass sie früh ein Stipendium erhielt, um an der New
Yorker Juillard School zu studieren. 1962 kehrte sie trotz verschiedener Engagements in New
York nach Deutschland zurück, wo sie als Erste Solistin am Folkwang-Ballett beschäftigt
war.